Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
vor wenigen Tagen hat der hessische Rundfunk sich einen ganzen Tag mit dem Flughafen Kassel-Calden beschäftigt. Dabei wurden viele interessante Aspekte aufgezeigt, die es, nach Meinung der HR-Redakteure nötig machen, die Tore zum Flughafen alsbald zu schließen. Als Gründe werden genannt, dass der Flughafen jährlich ein Defizit von rund fünf Millionen Euro „erwirtschaftet“. Außerdem würde der Flughafen von der Region nur mäßig angenommen werden. So gäbe es pro Tag maximal eine Flugreise von Kassel-Calden aus.
Ein Defizit in Höhe von fünf Millionen Euro ist tatsächlich keine positive Bilanz. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, erwirtschaften von rund 30 Flughäfen in Deutschland nur 6 einen Gewinn. Besonders gut steht der Flughafen Frankfurt am Main da, was aufgrund der zentralen Lage und der vielen Firmen, die ihn nutzen, auch nicht verwunderlich ist.
Dass Verschweigen von wichtigen Vergleichsaspekten wie dass meisten anderen Flughäfen auch Verlustgeschäfte machen, kommt aus meiner Sicht einer Meinungslenkung gleich, zu der sich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk nicht hingeben sollte. Eine kritische Meinung ist berechtigt, jedoch sollte einem gut ausgebildeten Journalisten ein sachgemäßer Vergleich möglich sein. Es sei denn, er möchte die Leser und Hörer mit seiner privaten Meinung überstülpen.
Der Flughafen Calden ist seinerzeit als ein Baustein zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur von Nordhessen gebaut worden. Ziel war es, dass sich um den Flugplatz Betriebe ansiedeln, die im strukturschwachen, nordhessischen Raum Arbeitsplätze bieten, aber auch Gewerbesteuer zahlen. Laut der Recherche eines Journalisten der HNA sind inzwischen 1000 Arbeitsplätze um den Flughafen angesiedelt. Die erzielte Gewerbesteuer würde deutlich höher liegen als der Defizitbetrag, durch die reine Bewirtschaftung des Flughafens. Das ist doch eine positive Nachricht. Das bedeutet zumindest unterm Strich, dass sich kein Defizit darstellt.
Als Verkehrsinfrastruktur müsste man den Flughafen mit anderen Verkehrsinfrastrukturprojekten vergleichen. Autobahnen und Bundesstraßen sind solche Verkehrsinfrastrukturprojekte. Für Autobahnen und Bundesstraßen werden im Jahr mehrere Milliarden Euro ausgegeben, die geringen Einnahmen über die Maut decken die Kosten bei weitem nicht. Warum baut man trotzdem Schnellstraßen? Man baut sie um Orte, in denen Menschen wohnen, besser anzubinden, aber auch um Wirtschaftsbetrieben die Möglichkeit zu geben, ihre Waren gut und schnell zu transportieren und umzusetzen. Dadurch wertet man eine Region auf.
Genau diese Funktion bietet auch der Flughafen Kassel-Calden. Er wird zwar nur mäßig im Bereich Urlaubstourismus genutzt, dennoch wird er sehr ordentlich im Bereich der Wirtschaftsbetriebe genutzt. Er hilft damit Umsatz zu machen und Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen.
Ein weiteres geeignetes Beispiel sind aus meiner Sicht Schulen und Universitäten. Man spricht von Bildungsinfrastruktur. Sie werden gebaut um dadurch einen positiven Effekt für die Schülerinnen und Schüler zu erreichen. In der Regel verdient man mit Schulen kein Geld, auch sie weisen wie der Flughafen Defizit auf. Sie erzielen aber eine „Bildungsrendite“. Man erreicht durch das finanzielle beim Betrieb einer Schule einen indirekten aber sehr wichtigen Erfolg.
Genauso ist ein Regionalflughafen zu betrachten. Man wird mit ihm kein Geld verdienen können, aber er wirft durch verschiedene Effekte eine Rendite für die Region ab.
Unter den genannten Aspekten finde ich, nach wie vor, dass der Ausbau des Flughafens Kassel-Calden und der Betreib eine kluge Entscheidung waren, die unsere Region stärkt.