„Erster Mai: erstes Ei“
Diese alte Bauernregel diente früher als einfacher Merksatz für die beginnende Eiablage bei unseren heimischen Feldhühnern. Auch heute noch hat dieser Merksatz nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt – außer, dass Rebhühner inzwischen sehr viel seltener als früher sind. Bei der Wahl für ihren Nest-Standort sind die unscheinbaren, kleinen Hühnervögel sehr wählerisch: Bevorzugt werden Brutplätze in sehr deckungsreichem Gelände (Brachen, Blühstreifen, Feldränder und Saumstrukturen). Am beliebtesten sind solche Randstrukturen und Übergangsbereiche, an welchen auch vorjährige Vegetation zu finden ist.
Ränder und Wege bitte jetzt noch nicht mulchen!
Auch weitere Vogelarten wie Feldlerchen, Wachteln, Wiesenpieper, Braunkehlchen und Schafstelzen nutzen gern abwechslungsreiche Strukturen für ihre Nester. Während manche Arten bald nach dem Schlüpfen das Nest verlassen, sind andere auf eine ungestörte Kükenzeit im Nest angewiesen. Aus diesem Grund ist es zur jetzigen Jahreszeit besonders wichtig, Weg-, Feld- und Wiesenränder nicht aus reiner Ordnungsliebe zu mulchen oder zu mähen. Die Gefahr, Gelege von Bodenbrütern hierbei zu zerstören ist momentan ausgesprochen hoch. Während viele unserer Singvögel bereits mit einer zweiten Brut beginnen, sind die Rebhühner wie immer spät dran mit ihrem Nachwuchs – dies lässt die Gefahr von Gelege-Verlusten zusätzlich steigen.
Kleiner Vogel mit großem Gelege
Rebhühner sind Bodenbrüter. Die nur etwa taubengroßen Hühnervögel legen mit etwa 20 Eiern beachtlich große Gelege an – dies kostet sie sehr viel Energie. Diese Energie kann eine Henne nur durch sehr eiweißreiche Nahrung und einen sparsamen Verbrauch in ihrem täglichen Verhalten aufbringen. Erst wenn das Gelege vollständig ist, beginnt die Henne, die Eier zu bebrüten. Die Brutdauer beträgt etwa 24 Tage und ist für die Rebhenne die gefährlichste Zeit im Jahresverlauf, da sie jetzt fest auf ihrem Gelege sitzend leichte Beute für Beutegreifer wie z.B. den Fuchs darstellt.
Küken sind Nestflüchter
Erst Ende Juni/Anfang Juli schlüpfen die Rebhuhn-Küken; sie sind Nestflüchter die ihren Eltern nach dem Schlupf folgen und selbständig nach Nahrung suchen. In ihren ersten beiden Lebenswochen ernähren sich die Küken ausschließlich von Insekten wie Käfer, Ameisen, Spinnen, Heuschrecken, Wanzen, Blattläuse und Raupen. Diese energiereiche Nahrung lässt die Küken sehr schnell wachsen und sorgt dafür, dass sie nach etwa zwei Wochen bereits kurze Strecken flatternd fliegen können. Erst ab etwa ihrer dritten Lebenswoche nimmt der Anteil pflanzlicher Nahrung im täglichen Speiseplan der Junghühner nach und nach einen höheren Stellenwert ein.
Viele Gefahren erwarten die jungen Rebhühner
Trotz der beachtlichen Anzahl an Eiern in jedem Gelege überleben meist nur wenige Rebhuhn Küken. Besonders nasskalte Witterung und Insektenmangel führen zu einer hohen Kükensterblichkeit. Im Laufe ihres Lebens begegnen Rebhühner vielen Tieren, die für sie gefährlich werden können (Beutegreifer wie Fuchs, Waschbär, Habicht oder streunende Katzen). Eine weitere große Gefahr stellen wir Menschen dar, welche aus übertriebenem Ordnungssinn viele Wege und Ränder mulchen.
Nichtstun mit großer positiver Wirkung
In diesen Tagen kann durch kostengünstiges Nichtstun aktiver Artenschutz durch Bürger, Landwirte und auch Gemeinden betrieben werden – weniger ist mehr!